KlassenPaten Schulung 2016

17.11.2016

Thema der Schulung: Legasthenie

Die KlassenPaten des Kinderschutzbundes nehmen mindestens einmal jährlich an einer Fortbildung zu schulrelevanten Themen teil. Mit der Referentin Manuela Thoms (Legasthenietherapeutin aus Burghausen) ging es diesesmal um Legasthenie, um Ursachen, Entstehung, Behandlung und Hilfestellung im Schulalltag.

Was ist Legasthenie?

Die Legasthenie ist eine ausgeprägte und schwerwiegende Störung beim Erlernen des Lesens und/oder der Rechtschreibung, die in Besonderheiten von Hirnfunktionen begründet ist. Diese Teilleistungsstörung ist veranlagt und nicht die Folge unzureichenden Schulunterrichts, mangelnde Intelligenz oder mangelnder Lernbereitschaft und nicht die Folge irgendwelcher sonstigen körperlichen, neurologischen oder psychischen Erkrankungen. Diese Definition entstammt dem ICD 10 – Katalog der Welt-Gesundheits-Organisation (International Classification of Diseases in seiner 10. Überarbeitung), nach dem weltweit Krankheiten und Behinderungen erfasst werden. Sie findet sich dort im Kapitel F81.1)

Wie erkenne ich, ob ein Kind eine Legasthenie hat?

Es gibt sehr unterschiedliche Probleme, die auf das Vorliegen einer Legasthenie hinweisen können. Im Vordergrund stehen Probleme beim Verschriften von Wörtern und Erlesen von einzelnen Buchstaben und Wörtern.

Beim Rechtschreiben in den ersten drei Schuljahren haben die Kinder große Schwierigkeiten, einzelne Buchstaben zu unterscheiden und zu schreiben. Trotz Unterstützung fällt es den Kindern besonders schwer, für das gehörte Wort die richtigen Buchstaben zu finden. Einzelne Buchstaben werden weggelassen oder auch zusätzlich eingefügt. Z. B. wird anstatt “Haus” nur “Has” geschrieben, anstatt “Sonne” nur “Sne”. Zum Teil werden nur Wortruinen verschriftlicht, wie zum “lmnof” für “Blumentopf”. Auch das Abschreiben aus einem Buch oder von der Tafel gelingt nicht fehlerfrei. Zusätzlich ist oft die Handschrift unleserlich.

Beim Lesen fällt es den Kindern schwer, die einzelnen Laute zu verbinden. Zum Beispiel wird beim Wort Sonne nur der Anfang “So” lautiert, das Zusammenfügen mit den nachfolgenden Lauten mißlingt jedoch. Insgesamt ist die Lesegeschwindigkeit erheblich herabgesetzt, einzelne Wörter werden mit großer Mühe nacheinander gelesen und der Sinn des Satzes wird häufig nicht verstanden.

Wie wird eine Legasthenie festgestellt?

Um festzustellen, ob bei einem Kind eine Legasthenie vorliegt, sollte eine eingehende Diagnostik durchgeführt werden. Hierzu gehören folgende Testverfahren:

■ Ein standardisierter Rechtschreibtest

■ Ein standardisierter Lesetest

■ Ein standardisierter Intelligenztest

Zusätzlich zur Testdiagnostik wird ein ausführliches Gespräch über die Entwicklung des Kindes seit der Geburt und über die familiäre Situation durchgeführt. Anhand eines Schulberichtes werden der Leistungsstand im Lesen und Rechtschreiben sowie die Verhaltensweisen des Kindes im Unterricht beschrieben. Im Rahmen der ärztlichen Diagnostik werden auch Hör- und Sehfunktionen überprüft: Um auszuschließen, dass die Legasthenie nicht durch eine periphere Sehstörung verursacht ist, wird ein Sehtest durchgeführt. Wenn Kinder wiederholt berichten, dass ihnen beim Lesen die Buchstaben verschwimmen, dass es schwierig ist, den Satzanfang zu finden oder dass ihre Augen die Buchstaben in einer Zeile verlieren, sollte eine eingehende orthoptitische Untersuchung durchgeführt werden. Solche Untersuchungen werden allerdings nicht überall angeboten.

Wer stellt die Legasthenie fest?

Die Diagnose einer Lese-Rechtschreibstörung wird durch Ärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie gestellt. Aufgrund der verschiedenen Untersuchungsebenen kann die Diagnostik der Legasthenie nur interdisziplinär erfolgen. Die Kooperation aller Beteiligten ist unbedingt zu empfehlen. Eine wesentliche Bedeutung kommt hierbei der Schule zu. Allerdings kann in der Schule nur ein Teil der Diagnostik durchgeführt werden. Dieser Teil der Diagnostik umfasst die genaue Beobachtung und Beschreibung des Lernstandes im Lesen und Rechtschreiben. Zusätzlich sollten unbedingt die oben genannten standardisierten Lese- und Rechtschreibtests durchgeführt werden. Anhand dieser Testverfahren ist die Einordnung des Leistungsstandes eines einzelnen Kindes im Vergleich zu der Leistung der entsprechenden Klassenstufe möglich.

Wozu KlassenPaten?

Ehrenamtliche KlassenPaten unterstützen an Schulen des Landkreises Altötting tätige Lehrkräfte im Unterricht. Dazu sind sie fest einer Klasse und Lehrkraft zugeordnet. Sie arbeiten auf Anweisung der Lehrkraft. Der seit 2012 in Burghausen laufende Pilot hat sich an Grundschulen und der Realschule bewährt. Dem Kinderschutzbund liegen aus verschiedenen Schulen im Landkreis Altötting weitere 15 Anfragen nach KlassenPaten vor. Die Zunahme von Asylantenkindern beanspruchen zusätzliche Kapazitäten an KlassenPaten. KlassenPaten erhalten eine auf ihre Aufgaben zugeschnittene Ausbildung und nehmen ständig an Fortbildungen teil. Sie sind im Durchschnitt einmal wöchentlich in ihrer Klasse im Einsatz. Einsatzgebiet: Grundschulen, sowie bei hohem Migrationsanteil auch in weiterführenden Schulen. Der Einsatz ist auf die jeweiligen Bedürfnisse der Kinder abgestimmt. Solche Aufgaben können z.B. sein: – Lesehilfe mit einzelnen – Lernhilfe mit Gruppen und einzelnen Kindern – Fest- und Feiergestaltung – Malen und Backen, Lachen und Unterstützen – Hilfestellung bei Gemeinschaftsaktionen – Unterstützung bei der Radprüfung – Begleitung zum Schwimmunterricht und zu Klassenausflügen Projektziel bis 2018: Der Kinderschutzbund im Landkreis Altötting verfügt über mindestens 20 KlassenPaten, die an Grund-, Mittel- und Realschulen tätig sind. Das KlassenPaten-Projekt unterstützt die Integration von Asylantenkindern und Kindern von Zuwanderern. Es leistet damit einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag zum Miteinander verschiedener Kulturen.

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Wenn Sie überlegen, ob Sie Kinder im Schulunterricht ehrenamtlich unterstützen möchten und sich für dieses Amt interessieren, rufen Sie uns an unter: 08677 63338

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