Klassenpaten - improvisieren, integrieren, machen Mut

03.02.2017

Der Kinderschutzbund möchte das Projekt Klassenpaten auf den ganzen Landkreis ausweiten

Burghausen. Ein Modellversuch geht in die Breite. Das Projekt Klassenpaten des Kinderschutzbundes gibt es seit vier Jahren in Burghausen. Nun wollen die Organisatoren zwei Dinge. Zum einen neue Klassenpaten finden und zum anderen ihr Engagement im ganzen Landkreis Altötting ausweiten. Klassenpaten sind ehrenamtlich arbeitende Menschen, die Schülern an Grundschulen zur Seite stehen. In der Regel kommt ein Klassenpate für zwei bis drei Stunden in der Woche zum Unterricht dazu. Entweder löst der Klassenpate gemeinsam mit Schülern und der Lehrer Aufgaben oder geht mit ein bis vier Kindern aus dem Klassenzimmer, um separat zu arbeiten. Die Paten sind auch bei Ausflügen und Aktionen dabei. Bei den Klassenpaten steht nicht allein das Lernen im Vordergrund. Es geht um viel mehr: Ums zuhören und da sein, denn oft sind es familiäre Probleme die die Kinder am Lernen hindern. Einer dieser Klassenpaten ist Helmut Hollfelder. Der 65-Jährige ist von Anfang an mit dabei und mittlerweile Mitorganisator des Projekts. Ihm ist eins besonders wichtig: „Ich bin kein Lehrer.“ Er sei nur unterstützend im Unterricht dabei und mehr der Kumpel der Schüler. Das Projekt Klassenpate ist 2006 vom Kinderschutzbund entwickelt worden, denn vor allem Grundschulen tun sich bei großen Klassen leichter, wenn dem Klassenlehrer ein Erwachsener zur Seite steht. „Ohne Ehrenamt ginge das nicht“, sagt Doris Graf, die Leiterin vom Burghauser Haus der Familie. Seit 2012 gibt es das Projekt an allen Grundschulen in Burghausen. Burghausen ist deshalb Modellstadt geworden, weil hier mit der Stadt und Wacker zwei große Sponsoren des Projekts ansässig sind. Damals startete der Kinderschutzbund mit acht Klassenpaten. Davon haben einige wieder aus Altersgründen aufgehört, andere sind dazugekommen, sodass es in Burghausen aktuell wieder acht Paten gibt. Im Herbst soll ein Neunter dazukommen. Nicht nur personell hat sich in den vergangenen fünf Jahren etwas getan. „Die Grundidee ist gleich geblieben, aber die Schwerpunkte haben sich verlagert“, sagt Helmut Hollfelder. Der Grund: Seit etwa zwei Jahren sind viele Flüchtlingskinder in den Grundschulen. Das bedeutet für die Klassenpaten: improvisieren, integrieren, Mut machen. „Man lernt mit Kindern umzugehen, die null Sprachkenntnisse haben“, sagt Hollfelder. Auch die kulturellen Unterschiede und das Temperament der Kinder sei oft anders. Hollfelder beteuert aber: „Es funktioniert gut.“
Auch außerhalb des Klassenzimmers sind die Klassenpaten aktiv. Zu Beginn der Arbeit erhalten sie von Projektleiterin Anita Allmannsberger eine 20-stündige Schulung. „Jeder ist der Lehrkraft untergeordnet“, sagt Allmannsberger. Das müssten einige Klassenpaten erst lernen. Weiter stehen Gesprächsführung, Lerntheorien und Juristisches auf dem Plan. Das wird ergänzt durch regelmäßige Schulungen, zum Beispiel im Bereich Legasthenie. Auf das Projekt Klassenpaten sind mittlerweile auch andere Grundschulen im Landkreis aufmerksam geworden. Sie wollen am Erfolg in Burghausen anknüpfen. Der Kinderschutzbund sucht darum weitere Paten im ganzen Landkreis Altötting. „Mehr Männer“, ist die einfache Forderung von Helmut Hollfelder. Er ist der einzige männliche Klassenpate aber vor allem die sind in Grundschulen gefragt. Sie agieren als Gegenpol zur oft weiblichen Lehrkraft. Eine besondere Vita bräuchten Klassenpaten nicht, sagt Allmannsberger. „Die Motive müssen stimmen.“ Ein besonderes Interesse an Klassenpaten gibt es in Burgkirchen und Altötting. Welche Grundschulen zum Zug kommen, macht Anita Allmannsberger aber auch davon abhängig, woher die Bewerber kommen. Ins kalte Wasser springen müssen die künftigen Paten nicht. Nachdem sich Anita Allmannsberger und einige Rektoren für Bewerber entschieden haben, laufen sie einen Vormittag bei Helmut Hollfelder mit. Danach können sie sich überlegen, ob dieses Ehrenamt etwas für sie ist.

Wer Interesse an der Arbeit als Klassenpate hat, kann sich beim Kinderschutzbund Altötting - Burghausen melden. Ansprechpartnerin ist Anita Allmannsberger. Sie ist unter 08677 63338 und unter info@dksb-aoe.de erreichbar.

Von Johanna Pfingstl - PNP

Klassenpaten Bericht 01.2017
Suchen nach weiteren Ehrenamtlern: Anita Allmannsberger (v.l.) vom Kinderschutzbund, Doris Graf, die Leiterin Haus der Familie und Mitorganisator Helmut Hollfelder.
Foto: Pfingstl