Für „Zebrahase“ braucht es Kreativität
Kinderschutzbund weist bei Weltkindertag im Bürgerhaus auf die Rechte der Kleinen hin
18.09.2017
Mara ist mit Feuereifer bei der Sache: Tupfer um Tupfer taucht die Siebenjährige den aus einem Schwung Wattestäbchen selbstgebastelten Stempel in die Farbpalette ein und gibt ihrem Gemälde damit den letzten Schliff: Ein Baum mit prächtig gefärbtem Laub ist das Ergebnis. Plötzlich ertönt eine Trompete durchs Bürgerhaus: Musicus Spiritus ruft zum „musikalischen Programm für Kinder von vier bis 94 Jahren“. Gut 50 Mädchen und Buben stürmen den Gartensaal, um einen der Plätze zu ergattern. „Singt ihr etwa mit geschlossenem Mund?“, fragt Musicus Spiritus alias Wolfgang Riek die Kleinen. Lautes Gelächter, schon ist der Bann gebrochen. Neugierig lauschen sie den Erzählungen und Liedern über die kleine Adele – ein Mädchen mit roten Zöpfen, vielen Sommersprossen und einem grünen Hängekleid. Ja „grün, grün, grün sind alle meine Kleider“, stimmen sie dann zur Jukulele mit ein. Nelly, 7 Jahre, ist eine wahre Riesenseifenblasenkünstlerin. Immer größer werden ihre Gebilde und sie leuchten in den schönsten Regenbogenfarben. Und die fünfjährige Finni ist derweilen mit einem Hula- Hoop-Reifen beschäftigt. Immer wieder gibt sie ihm den Anstoß, kreist ihre Hüften – es klappt. Am Samstag war es wieder soweit: Es war Weltkindertag! Und deshalb lud der Kinderschutzbund gemeinsam mit dem Haus der Familie und dem Freizeitheim zu einem Spiele-Tag ein. Von 14 bis 18 Uhr verwandelte sich das Bürgerhaus in einen Pavillion mit bunten Attraktionen – von Schminken bis Verkleiden, über Großbrettspielen, einer Bewegungsbaustelle und Malen auf Stellwänden bis zur Klötzebaustelle. Die geplanten Spiele im Stadtpark mussten wegen des schlechten Wetters leider entfallen. Die Stände mit allerlei Leckereien wurden aber dennoch allesamt im Freien aufgebaut. Der Renner unter den weit über 200 Kids: frische Kartoffelchips am Spieß.
Noch hält die vierjährige Romy ihren mit Gas gefüllten Luftballon ganz fest. Doch daheim will sie ihn steigen lassen und gespannt auf Post warten. Falls jemand die Karte mit ihrer Adresse findet und zurückschickt, gewinnt sie vielleicht einen Preis! Und auch die Zuhörer von Ulrike Ott nicken begeistert, als ihnen die Märchenpädagogin aus Teising vorschlägt, einen „Zebrahasen“ zu Hause zu zeichnen. Wie mögen die Babys von der Zebraprinzessin und dem Hasen, der die königlichen Prüfungen als einziger bestanden hat, wohl aussehen? Da ist Kreativität gefragt. Und genau darum ging es den Veranstaltern in diesem Jahr. Sie wollten aufmerksam machen auf den Artikel 31 der UN-Kinderrechtskonvention, wo geschrieben steht, dass Kinder ein Recht haben auf Ruhe und Freizeit, auf Spiel und Erholung sowie die Teilnahme am kulturellen und künstlerischen Leben. „Manche Kinder haben einen Tag wie ein Manager. Zu viele Anforderungen werden heute an sie gestellt. In der Schule, bei den Hausaufgaben, den Hobbies“, warnte Anita Allmannsberger vom Kinderschutzbund. Völlig auf der Strecke bleibe häufig das „zweckfreie Spielen“. Doch gerade dies sei für eine gesunde Entwicklung ungeheuer wichtig. „Es muss also Orte geben, wo Kinder frei und ohne Kontrolle von Erwachsenen mit Gleichaltrigen die Umwelt und Natur erkunden dürfen, sich ausprobieren können, Leben erleben“, so Allmannsberger. Sie bedankte sich auch bei der Stadt, die den Weltkindertag in Burghausen finanzierte und auch das Bürgerhaus für diesen öffnete. Einen Ort, der am Samstag diesem Kinderrecht definitiv gerecht wurde. Denn leuchtende Kinderaugen gab es auch bei den Darbietungen der Hochstelzengeher „Walking Act“ und der Kindertanzgruppe „Konfetti“ des Internationalen Clubs. In weißen Bodies und roten Tüll-Tütüs zeigten sie den „Puppentanz“ und schwangen zu „Lollipop“ die Beine in die Höhe. − PNP vf